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Spencer Stuart Board Index 2018 Deutschland

Studie: Deutsche Aufsichtsräte werden jünger, weiblicher und digitaler

  • Analyse der großen, börsennotierten Gesellschaften
  • Digitaler Wandel verändert Kompetenzprofil der Aufsichtsgremien
  • Vorausschauende Kontrolle gewinnt an Bedeutung: Aufsichtsräte in strategi-schen Themen stärker gefordert
  • Gesetzliche Quote wirkt: Frauenanteil in Aufsichtsräten über 30 Prozent
  • Erfolgsorientierte Aufsichtsratsvergütung weiterhin rückläufig: 76% der Unterneh-men verzichten darauf

Frankfurt / München / Düsseldorf, 19. Dezember 2018 – Der Megatrend Digitalisierung, der sich mit voller Wucht im Wirtschaftsleben entfaltet und an vielen etablierten Geschäftsmo¬dellen rüttelt, findet seinen Niederschlag in den Aufsichtsgremien deutscher Konzerne. Dies ist eine der zentralen Feststellungen des „Board Index Deutschland 2018“ – darin analysiert die globale Top-Executive-Search-Beratung Spencer Stuart aktuelle Entwicklungen in Aufsichts¬räten börsennotierter Aktiengesellschaften in Deutschland, auch im Vergleich zu internationa¬len Kennzahlen.

Das Durchschnittsalter deutscher Aufsichtsräte auf Seiten der Anteilseignervertreter beträgt der aktuellen Erhebung zufolge 60 Jahre (gegenüber dem langjährigen Wert von 61), vor allem aufgrund eines höheren Frauenanteils und der gestiegenen Präsenz von Digitalexperten. „Auf¬sichtsräte müssen keine Software-Ingenieure sein, aber - wie das Management - das Zusam¬menwirken von technologischen Entwicklungen und deren Folgen für das Kundenverhalten verstehen sowie die Konsequenzen für das Geschäft antizipieren,“ sagt Dr. Willi Schoppen, Leiter der Board Services von Spencer Stuart in Deutschland. Diese Wirkungsbeziehung sei nicht neu, unter dem Einfluss der Digitalisierung ergäben sich daraus jedoch ganz andere Möglichkeiten für Geschäftsmodelle. „Aufsichtsräte müssen künftig insgesamt mehr mit Blick nach vorne beraten und dabei Geschäftsmodelle und Werttreiber hinterfragen“, so Schoppen.

Als Konsequenz nimmt das Thema Unternehmensstrategie in den Aufsichtsgremien immer größeren Raum ein. Das belegt die aktuelle Studie: So stieg der Prozentsatz der Unterneh-men, die strategische Fragen an einen Ausschuss delegieren, gegenüber 2016 um sieben Pro¬zentpunkte auf 43 Prozent und der Anteil jener mit dezidierten Strategiesitzungen oder Klau¬surtagungen von 36 auf 46 Prozent.

Verschiebungen beim Kompetenz-Mix in den Gremien sichtbar

Die großen deutschen Unternehmen reagieren auf den Megatrend Digitalisierung – dies wird auch beim Kompetenz-Mix in den Aufsichtsgremien im Vergleich zum Board Index 2016 sicht¬bar: Anteilseignervertreter mit einem Hintergrund aus „Digitalisierung/Technik“ sind in den deutschen Aufsichtsgremien heute viel stärker vertreten als noch vor zwei Jahren (Anstieg von 20 auf 32 Prozent). Die nach wie vor wichtigste Voraussetzung für Aufsichtsräte ist Erfahrung in der Leitung von Unternehmen (76 gegenüber 63 Prozent 2016). Der Anteil an Finanz¬kompetenz ist mit knapp 49 Prozent stabil geblieben.

Der Board Index Deutschland 2018 belegt, dass sich Frauen in den Aufsichtsräten deutscher börsennotierter Konzerne etabliert haben. Um den Anteil von Frauen in Führungspositionen zu erhöhen, gilt seit 2016 eine Geschlechterquote von 30 Prozent für neu zu besetzende Auf-sichtsratsposten in etwa 100 großen Unternehmen. Laut der aktuellen Erhebung von Spencer Stuart haben die erfassten Unternehmen im Durchschnitt 32 Prozent Frauen im Gesamt-Auf-sichtsrat (Anteilseigner- und Arbeitnehmervertreter). Selbst in Aktiengesellschaften, die nicht dem Quotengesetz unterliegen, beträgt der Frauenanteil rund 29 Prozent. Gleichwohl sind unter den erfassten Unternehmen nur drei, dessen Aufsichtsgremium von einer Frau ge¬führt wird. 63 Prozent der Frauen auf der Anteilseignerbank haben ein Unternehmen geleitet, die meisten von ihnen kommen aus dem Ausland. Der Grund: Deutsche Unternehmen machen insgesamt wenig Fortschritte bei der Berufung von Frauen in oberste Leitungspositionen als Vorstand oder Geschäftsführerin.

Weitere Ergebnisse des Spencer Stuart Board Index 2018 Deutschland:

  • Die Bereitschaft aktiver Vorstände, ein Aufsichtsratsmandat zu übernehmen, ist ge-sunken: Nur noch 22 Prozent der Vorstandsmitglieder der analysierten Aktiengesell-schaften – nach 26 Prozent in der Untersuchung 2016 – haben mindestens ein exter-nes Mandat. Ähnliches gilt für Frauen in Vorständen (35 Prozent mit externem Auf-sichtsratsmandat).
  • Die erfolgsorientierte Vorstandsvergütung setzt auf Nachhaltigkeit: Fast drei Viertel der untersuchten Unternehmen tun das, indem sie die Performance der Vorstände über einen Zeitraum von drei bis vier Jahren zugrunde legen. Deutlich zugenommen hat auch der Anteil an Unternehmen, die mit ihren Vorständen explizite Aktienhaltevorschriften vereinbart haben (21 gegenüber 13 Prozent im Jahr 2016).
  • Die Aktienhaltepflicht für Aufsichtsräte entwickelt sich demgegenüber erst zaghaft: Nur vier der 70 erfassten Unternehmen sehen sie vor, was eine Verdopp¬lung gegenüber 2016 bedeutet. 76 Prozent der Unternehmen (sechs Prozentpunkte mehr) konzentrieren die Aufsichtsratsvergütung auf das Fixum sowie Komponenten, die die zeitliche Belastung durch Vorsitz oder Ausschuss honorieren.
  • Der Trend zur Internationalisierung deutscher Aufsichtsgremien setzt sich fort. Der An-teil ausländischer Mitglieder auf der Anteilseignerbank liegt mit durchschnittlich 26 Prozent (bei DAX-Unternehmen 29 Prozent) gleichwohl nur im Mittelfeld internationaler Ver¬gleichswerte. Deutlich höhere Anteile erreichen die Boards von Unternehmen aus der Schweiz (rund 61 Prozent) und den Niederlanden (rund 43 Prozent) sowie aus den Nordischen Ländern, Frankreich und Belgien (durchweg über 30 Prozent).

Den kompletten Spencer Stuart Board Index 2018 finden Sie hier zum Download.

Zur Studie

Der Board Index ist eine Bestandsaufnahme der Tätigkeit von Boards in wichtigen Europäischen Ländern und den USA. In Deutschland erscheint er seit 16 Jahren im zweijährigen Rhythmus; die Ergebnisse werden regelmä¬ßig in den internationalen Zusammenhang gestellt. Seit 2012 wertet Spencer Stuart öffentlich zugängliche Daten von Unternehmen aus. Für den aktuellen Board Index 2018 wurden die Daten von 70 Gesellschaften erfasst. Das schließt alle Dax-Unternehmen ein sowie einige Unternehmen aus dem M-Dax, dem S-Dax und dem Tec-Dax.

Über Spencer Stuart

Spencer Stuart ist seit der Gründung 1956 prägender Vordenker der Top Executive Search Beratung. Als einer der weltweit und in Deutschland größten Anbieter berät die im Besitz der Berater stehende Partnerschaft füh-rende Unternehmen und Organisationen dabei, Schlüsselpositionen mit geeigneten Persönlichkeiten zu beset-zen. Spencer Stuart ist weltweit mit 57 Büros in 30 Ländern vertreten und konzentriert sich auf die Suche von Vorstands- und Aufsichtsratsmitgliedern und Führungskräften. Besondere Expertise hat Spencer Stuart auch bei der Begleitung von Nachfolgesituationen, bei strategischen Prozessen und Veränderungsphasen, bei der Poten¬zial- und Talententwicklung sowie beim Aufbau und der Weiterentwicklung von Aufsichtsgremien.

 

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IWK Communication Partner
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