Um den Anstieg der weltweit vorherrschenden Nachfrage zu decken, wird sich die globale Ölproduktion laut Prognosen im kommenden Jahrzehnt noch einmal erhöhen – dabei steht gerade die fossile Brennstoffindustrie vor einer Reihe an Herausforderungen: Immer mehr Regierungen verpflichten sich zur Klimaneutralität im Rahmen von Verträgen und Green Deals, der gesellschaftliche Druck durch den wachsenden Einfluss von Klimaschutz-Bewegungen wie Fridays for Future und Extinction Rebellion steigt stetig und auch Investoren stellen ESG-Aspekte (Environmental, Social and Governance) zunehmend in den Fokus ihrer Investment-Überlegungen.
Um diese Herausforderungen zu meistern, rücken viele Öl- und Gasunternehmen das Thema Nachhaltigkeit in den Fokus: Ein Wandel, der beispielsweise durch die Nutzung innovativer Technologien zur Reduktion des Karbonausstoßes der momentanen Geschäftstätigkeiten oder durch die generelle Umstellung der Geschäftsmodelle auf erneuerbare Energien angetrieben werden soll.
Beide dieser Lösungsansätze erfordern jedoch ein Umdenken auf der Führungsebene, denn im Markt für erneuerbare Energien sind die Margen im Durchschnitt schmaler, Top-Talente sind heiß umkämpft und das generelle Mindset unterscheidet sich oftmals deutlich von den bestehenden Strukturen und Prozessen in Öl- und Gasunternehmen. Spencer Stuart hat über diese Fragen und die möglichen Antworten darauf mit mehreren Führungskräften aus der Öl- und Gasindustrie gesprochen. Aus diesen Interviews konnten wir drei Handlungsempfehlungen für den erfolgreichen Weg in die Nachhaltigkeit ableiten:
- Ein attraktiver Arbeitgeber für die Top-Talente von morgen werden
Zwar verfügen große Öl- und Gaskonzerne bereits über viele der erforderlichen Fachkenntnisse und Voraussetzungen, um auch im Markt für erneuerbare Energien erfolgreich zu sein. Dennoch gibt es für sie in zahlreichen anderen Bereichen noch Nachholbedarf – insbesondere bei digitalem Know-How, Datenanalyse, Downstream-Marktexpertise, Deal-Strukturierung und Unternehmensentwicklung. Um für diese Zukunftsfelder die passenden Experten an Bord zu haben, müssen Öl- und Gasunternehmen lernen, Vision- und Mission-Statement zu formulieren, die sie für die Top-Talente von morgen attraktiv machen.
- Eine agile Unternehmenskultur etablieren
Die Transformation des Geschäftsmodells und der Wandel der Unternehmenskultur gehen Hand in Hand. Die Unternehmensstrategie in Richtung erneuerbare Energien neu auszurichten erfordert eine von unternehmerischem Denken und Lernbereitschaft geprägte Kultur sowie Mitarbeiter, die sich mit der Vision und Mission des Unternehmens identifizieren. Um diesen Wandel anzustoßen, benötigen Führungskräfte sowohl ein umfassendes Verständnis der aktuellen Unternehmenskultur als auch die Fähigkeit, die gewünschte Zielkultur zu definieren und den Mitarbeitern zu kommunizieren.
- Sinnvolle Zukäufe tätigen und integrieren
Trotz aller Bemühungen, bereits vorhandene Fachkräfte umzuschulen und weiterzubilden, können Öl- und Gaskonzerne den Transformationsprozess hin zu erneuerbaren Energien nur durch gezielte Akquisitionen meistern. Dabei ist es essentiell, dass die Neuzugänge nahtlos in die bestehende Organisation integriert werden, um Synergien zu schaffen und die erfolgreiche Fortführung der Geschäftstätigkeit zu gewährleisten. Zusätzlich zur Etablierung einer einheitlichen und konsistenten Unternehmenskultur, sollten Unternehmen dabei darauf achten, dass ihre Führungskräfte und deren jeweiliger Führungsstil zur etablierten Kultur passen – und gleichzeitig in die Weiterbildung und Unterstützung ihrer Management-Teams investieren.
Die komplette Studie in englischer Sprache finden Sie unter: Eyeing renewables – Oil and gas majors start bridging the gap to renewable energies